Einen alten Zeitungsdartikel gefunden....
1987 - dem Jahr, welches das 70jährige Bestehen der Firma ZÜNDAPP hätte bringen sollen - gab Dr. Dieter Neumeyer als letzter Geschäftsführer des Familien-Unternehmens dem Düsseldorfer »Handelsblatt« ein Interview, in dem er aus seiner Sicht die Konkurs-Ursachen sowie die Entwicklung des Zweiradmarktes analysierte. Sein Fazit: Der Konkurrenzdruck aus Japan, vor allem aber der Zusammenbruch des mitteleuropäischen Zweiradmarktes hätten auch ZÜNDAPP keine Überlebenschance gelassen.
Er wehrte sich gegen den Vorwurf, mangelnde Risikobereitschaft bei Investitionen, Missmanagement und verfehltes Marketing hätten das Familienunternehmen systematisch ruiniert. Nach Ansicht Dr. Neumeyers wurde der ZÜNDAPP-Niedergang vielmehr durch die »katastrophalen« Rahmenbedingungen auf dem Markt herbeigeführt: »Bei weniger engagiertem Management wäre das Ende von ZÜNDAPP wahrscheinlich um einiges früher eingetreten«.
Bis 1985 hätten es die vier japanischen Konkurrenten bei den schweren Maschinen auf einen 80-prozentigen Marktanteil in der Bundesrepublik gebracht, gegenüber beispielsweise den elf Prozent von BMW.
Den beiden letzten Zweiradherstellern, die in der Bundesrepublik überlebt hatten, Hercules und BMW, seien nur deswegen ernste Schwierigkeiten erspart worden, weil der eine von einer wohlhabenden Mutter (Sachs) finanziell unterstützt worden wäre und BMW Teil eines florierenden Automobilherstellers sei. Dr. Neumeyer: »Wie soll ein auf sich selbst angewiesenes Unternehmen mit den beängstigenden hohen Lohnkosten in Deutschland, wie es selbst die Japaner sehen, ohne Subventionen überleben, zumal die Japaner über die niedrigsten Verkaufspreise auch noch die großen Stückzahlen mit der daraus folgenden Kostendegression an sich gerissen hatten?«.
Die Kritik, den expansiven Japanern den deutschen Markt ohne Widerstand überlassen zu haben, hielt Dr. Neumeyer für nicht gerechtfertigt. Er bescheinigte zwar der fernöstlichen Konkurrenz »in Styling und Technik Großartiges« geleistet zuhaben, dennoch hielt er nicht etwa technische Überlegenheit, sondern die billigen und »unglaublich einsatzbereiten Mitarbeiter« für den entscheidenden Vorteil asiatischer Wettbewerber. Wörtlich: »Die japanischen Produkte waren trotz knappster Kalkulation unsererseits immer um ein Drittel billiger als die deutschen«. Zweifel an seiner Modellpolitik versuchte Neumeyer mit dem Hinweis auf seinen »prompten Ersatzteilservice« zu zerstreuen. Auch die Konzeption der Zweiräder. könne nicht falsch gewesen sein, »sonst hätte ZÜNDAPP nicht mit seinen Erzeugnissen bei sehr harten Tests und einer überaus kritischen Einstellung der Fachpresse von eben dieser so hervorragende Beurteilungen erhalten«, auch im Vergleich mit den Japanern. Nur der zu hohe Preis sei immer wieder kritisiert worden.
Freilich räumte Dr. Neumeyer auch ein, dass die ZÜNDAPP-Erzeugnisse nicht immer als »letzter Schrei« des Motorradmarktes hätten bezeichnet werden können: »Aus Kostengründen waren wir leider nicht zu so häufigen Modellwechseln in der Lage wie die Japaner«. Andererseits: »Sicherlich war aber das Styling nicht ganz so schlecht, sonst hätte ZUNDAPP nicht gegenüber der deutschen Konkurrenz und vielfach auch der europäischen die Nase vorn gehabt«.
Für völlig verfehlt hielt Neumeyer den Vorwurf, ZÜNDAPP habe auf den schrumpfenden Markt nicht rechtzeitig mit einer Reduzierung des Personals reagiert. »Noch 1977 hatte ZÜNDAPP fast 2000 Mitarbeiter. Als die Firma 1984 in Konkurs ging, hatte sie noch wenig mehr als 700. Der stärkste Schnitt wurde schon 1981 nach dem ersten Markteinbruch gemacht. Es wurde also nichts verschlafen«. Vom »Ziel der menschenlosen Fabrik«, dem die Automobilbranche dank ho-her Investitionen schon ein gutes Stück näher gekommen war, sei ZUNDAPP allerdings mangels Marktperspektive und finanzieller Mittel noch weit entfernt gewesen.
Die Nachfrage auf dem Motorradmarkt sei nach einem kurzen Boom nach dem Zweiten Weltkrieg und gelegentlichen »Zwischen-Hochs« kontinuierlich zurückgegangen. Bereits 1958 hätte sich die Anzahl der bundesdeutschen Hersteller von zunächst über fünfzig auf »eine Handvoll« reduziert, und ZUNDAPP sei fortan während vieler Jahre der größte deutsche 50er-Hersteller gewesen und habe durchweg einen Marktanteil von 15 Prozent gehalten.
Der zunehmende Wohlstand hinterließ im Zweiradsektor deutliche Spuren: In der Nachkriegs-zeit führte er dazu, dass ehemalige Motorradfahrer auf bequemere vier Räder umstiegen. In den siebziger Jahren besannen sich immer mehr Motorsport-Begeisterte auf das Zweirad zurück - die älteren hatten ein neues Hobby entdeckt, die jüngeren eine schnellere und vergleichsweise preis-günstige Alternative zum Fahrrad. Vor diesem Hintergrund erzielte ZÜNDAPP noch 1977 ein Rekordergebnis. Von da an ging's mit der Branche bergab. Eine deutsche und spezielle ZÜNDAPP-Domäne ging auch noch durch gesetzgeberische Maßnahmen verloren.
Neumeyer: »Erst als 1981 der Verkauf dieser Kleinkrafträder, einer Art Rennmaschine über den Ladentisch, vom Gesetzgeber abgewürgt wurde und die Kleinkrafträder durch die sogenannten Leichtkrafträder ersetzt wurden, konnten die Japaner den Markt an sich reißen«. Aber auch der Markt für Mofas, Mopeds und Mokicks ging seit 1977 laufend zurück. Er schrumpfte von 1977 bis 1984 um rund 75 Prozent. 1985 und 1986 setzte sich der Trend fort, der Markt ging gar auf ein Zehntel des 77er Volumens zurück. Damit hatte er eine Größenordnung erreicht, die einem Viertel der einstigen Produktionskapazität von ZÜNDAPP entsprach.
1986 wurde die deutsche Leichtkraftrad-Herstellung völlig eingestellt. Zwei Jahre vor ZÜNDAPP ging Kreidler in Konkurs, 1983 meldete der französische Hersteller Motobecane Vergleich an, andere schrieben jahrelang rote Zahlen. 1987 musste sich auch der renommierte österreichische Zweiradhersteller Puch von seiner verlustreichen Zweiradproduktion trennen.
Da in diesem »Katastrophenszenario« nicht mehr auf einen grünen Zweig zu kommen war, glaubte Dr.Neumeyer nicht, mit »fresh money« aus der Privatschatulle die drohende Pleite abwenden zu können. Die Entwicklung des deutschen Zweirad-marktes schien ihm - leider - da auch recht zu gegeben.
Ehemalige ZÜNDAPP-Mitarbeiter beurteilten die Situation jedoch anders.
Kurz nach dem plötzlichen Tod des Gründers des Münchener ZÜNDAPP-Werkes, Dr. Eitel-Friedrich Mann im Alter von nur 50 Jahren, verließ Direktor Zipprich das Unternehmen und ging zur Konkurrenz nach Portugal. ZUNDAPP hat diesen Verlust nie ganz verkraftet. Kein Nachfolger konnte das Format eines Dr. Mann, eines voraus-schauenden, den Trend der Zeit erkennenden Managers, erreichen. Auch keiner der Nachfolger von Zipprich hatte das Können und die Kraft, als Motor des Unternehmen zu wirken. Die ehemaligen Mitarbeiter waren überzeugt, dass ZUNDAPP mit auch nur annähernd solchen Persönlichkeiten in der obersten Etage ein gesundes und vielschichtiges Unternehmen geblieben wäre. Die Voraussetzungen waren in München vorhanden: Die Fertigungstiefe reichte vom Rohteil über sämtliche Bearbeitungsstufen bis zum Fertigprodukt. Diese Möglichkeiten habe Dr. Neumeyer nicht genutzt.
(Urheber leider unbekannt)
Vielleicht interresierts ja den einen oder andern ? Von seinen Husarenstück 1982,der Aufteilung Technik
und Immobilie 2 Jahre vor dem Konkurs schreibt leider keiner, nachfolgend die letzen Jahre von Zuendapp...
Herbst 1981 Der Geschäftführer, Dr. Dieter Neumeyer, beruft einer Besprechung mit den Abteilungsleitern und Hauptabteilungsleiter ein um ihnen mitzuteilen, dass die Gesellschafter eine Aufspaltung von ZÜNDAPP in eine Immobilien-Besitzgesellschaft und eine Betriebsgesellschaft mit ca. 10 Millionen DM als Stammkapital beschlossen haben.
Ende 1981 werden die ZÜNDAPP Beschäftigten von 1466 Mitarbeitern auf 1177 reduziert.
01.01.1982 Die neue ZÜNDAPP Werke GmbH nimmt ihre Arbeit auf.
1982-1984 Weitere Reduzierung der Belegschaft von 1177 auf 740 Mitarbeiter.
1982 Die neue KS 80 Super/537-010 mit 78ccm, 7KW und ca. 80km/h Spitze gilt als bestes Leichtkraftrad auf dem deutschen Markt. Sie enthält einen neuen Doppelschleifenrahmen mit 5fach verstellbarem Zentralfederbein.
1983 Als Anpassung an die niedrigen Produktionszahlen werden Abteilungen zusammengelegt und geschloßen.
1983 Es erscheint die neue Enduro SX 80/540-150mit einer vorderen flüssigkeitsgedämpften Teleskopgabel mit 200mm Federweg. Hinten enthält sie eine Langschwinge mit 5fach verstellbarem hydraulisch gedämpften Zentralfederbein.
1984 Das letzte Zündapp Mofa Star2/462 kommt heraus. Ein neuer Motor mit liegendem Zylinder findet verwendung und noch mehr Chrom und Edelstahl sollen den Wert der Marke wiederspiegeln.
1984 Die GTS 50/540-180 erblickt das Licht der Welt. Sie sieht wie die KS 80 aus und erhält nun ebenso eine Cockpitverkleidung.
Neumayer lies über 500 Stück bauen,die von vornerein quasi rein unverkäuflich waren.Ein Grossteil davon landete in der
Insolvenzmasse neben vielen Mofas und diversen 80er zum Luxuspreis von 5000 Euro,dafür gabs schon fast ne grosse RD !
1984 Mit der KS 80 Super-Sport bringt Zündapp einen ultimativen Strassenflitzer in Rennoptik. Leider kann dieses Modell den Niedergang der Zündapp Werke auch nicht mehr stoppen.
Juli 1984 Die Zündapp Werke GmbH kämpft mir Schwierigkeiten und es finden Verhandlungen mit Kaufinteressenten statt. Und noch während sich die Belegschaft im Sommerurlaub befindet, stellt Dr. Dieter Neumeyer am 10.08.1984 den Antrag auf ein gerichtliches Vergleichsverfahren.
Im weiteren Verlauf kann Zündapp die Gehälter und die Miete an die eigende Immobiliengesellschaft nicht mehr zahlen, was
zum Ende der ZÜNDAPP Werke GmbH führt. Ein Konkursverfahren wird am 19.09.1984 eröffnet.
Durch den Verkauf der Produktionseinrichtung der ZÜNDAPP Werke GmbH nach China, fließt jedoch noch einmal Geld in die Konkursmasse der Zündapp Werke und so kann den Mitarbeitern das noch ausstehende Gehalt gezahlt werden.
Das Ende der Zündapp Werke in Deutschland ist jedoch endgültig besiegelt.
Das Problem war, dass Zündapp wenig Rücksicht auf den sich verändernden Geschmack der Kunden nahm, was sich darin zeigte, dass bis zum Ende der Geschichte der Firma immer noch manuell zu betätigende Benzinhähne, Kickstarter und ein absolut veraltetes Design verwendet wurde. Zündapp argumentierte dies mit höherer Betriebssicherheit und geringem Gewicht. Die Kundschaft kaufte inzwischen jedoch lieber japanische Viertakter. Diese Maschinen hatten zwar viel höhere Wartungskosten und waren anfangs weniger
haltbar als die Zündapp-Zweitakter, jedoch trafen sie mit ihrem Design und Image die Vorlieben der Käufer. Neben dieser negativen Entwicklung der Verkaufszahlen, kam mit Einführung der Helmpflicht und Prüfbescheinigung im Jahre 1980 das endgültige Aus für Zündapp und viele andere deutsche Hersteller.
the End

franx